Gesamtansicht des Modernen Portativs

Gesamtansicht des
Modernen Portativs

Vorderansicht des Modernen Portativs

Vorderansicht des
Modernen Portativs

Hebel zu Tonhöheneinstellung der einzelnen Pfeifen

Hebel zu Tonhöheneinstellung
der einzelnen Pfeifen




Das neuentwickelte Moderne Portativ ist von der Außenansicht dem historischen Portativ, einer mittelalterlichen Kleinorgel, nachempfunden. Eine spezielle Stimm-Mechanik, vier Subsemitonien, Windversorgung, Größe und Gewicht unterscheiden das moderne Portativ vom historischen Vorbild. Man könnte dieses moderne Instrument auch als Tischpositiv bezeichnen.

Klang und Tonumfang:

Die gedeckten Labial-Pfeifen sind aus einer Blei-Zinn-Legierung gefertigt, zylindrisch und relativ weit mensuriert. So ist gewährleistet, dass Ansprache und Klang der Pfeifen durch die beweglichen Bärte keine Einbußen erleiden und der Stimmbereich groß genug ist. Der Tonumfang umfasst zwei Oktaven, chromatisch von c bis c2. Einschließlich der Subsemitonien besitzt das Instrument somit 29 Pfeifen.

Mechanik:

Mittels einer Spezialmechanik für bewegliche Bärte ist jeder einzelne Ton genau stimmbar. Jede Pfeife besitzt am Labium zwei um eine senkrechte Achse bewegliche Bärte. Zu jeder Taste und damit zu jeder Pfeife ist ein Schiebehebel zugeordnet, der diese Bärte über eine Hebelmechanik bewegt. Über die Hebel kann eine auswechselbare Folie als Blende so angebracht werden, dass die Schiebehebeleinstellungen markiert und benannt werden können.
Der Ziehbereich, d.h. der Tonhöhenunterschied bei diesen stimmbaren Pfeifen zwischen offenem und abgedecktem Labium beträgt mindestens 24 Cent, was dem pythagoräischen Komma entspricht (100 Cent = ein gleichstufig temperierter Halbton). Für das Einstellen einer mitteltönigen Stimmung müssen einzelne Töne sogar über 40 Cent verändert werden können.

Subsemitonien:

Um historische Stimmungen darstellen zu können, sind pro Oktave zwei Subsemitonien vorgesehen: jeweils dis und es, sowie gis und as erhalten gesonderte Pfeifen, die Obertasten auf der Klaviatur werden entsprechend geteilt.

Gehäuse:

Äußerlich ist das Instrument nach intervallischen Proportionen gestaltet. So steht beispielsweise die Höhe der linken Wange zur Tiefe des Instruments im Verhältnis einer Oktave (2:1), die Höhe der linken Wange zur Höhe der rechten Wange im Verhältnis einer Quinte (3:2) und die Höhe der rechten Wange zur Tiefe des Instruments im Verhältnis einer Quarte (4:3). Es sind also zahreiche Intervallproportionen sichtbar an dem Instrument, das unter anderem zur Schulung des reinen Intervallhörens entwickelt wurde.
Maße ohne Windversorgung ca.: Höhe 90 cm, Breite 80 cm, Tiefe 45 cm, mit manueller Windversorgung: Tiefe einschließlich zweier Faltenbälge ca. 120 cm

Bauliche Varianten:

Das Instrument kann auch mit mit offenen Pfeifen (Flöte) Rohrflöten oder konischen Pfeifen (Spitzflöte) ausgestattet werden, der Tonumfang ist dann entsprechend von c1 bis c3.
Die Windversorgung kann mit zwei Bälgen zur Handbedienung oder mit Magazin- und Schöpfbalg so gebaut werden, dass sie mit dem Fuß bedienbar ist und die Hände zum Spielen und Stimmen frei bleiben. Wahlweise ist auch eine Windversorgung mit Motor möglich, wobei der Nachteil von Motorgeräuschen zu bedenken ist.

Zur Enstehung des Modernen Portativs:

Adrian Wehlte hat sich erstmals im Jahr 2000 mit der Idee eines tonhöhenverstellbaren Portativs zum Unterrichts- und Konzerteinsatz beschäftigt. In der Orgelmanufaktur Lutz im fränkischen Feuchtwangen entstand 2002 das erste derartige Instrument als Prototyp. Das erste ausgereifte Moderne Portativ wurde 2004 (mit der Bayerischen Sparkassenstiftung als Hauptsponsor) für die Musikfachschule Dinkelsbühl angefertigt. [ ]