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Ensembles, die frei sind von einem Tasteninstrument und damit frei von dem Zwang zum Stimmungskompromiss (Temperierung), werden bemüht sein hauptsächlich einem von zwei Stimmungsidealen zu folgen, die je nach Epoche, Stil und Struktur des Musikstücks differieren: die obertonreine Stimmung und die quintenreine Stimmung. Das harmonische Stimmungsideal im Ensemblespiel liegt in der obertonreinen Stimmung, vor allem bei homophoner Mehrstimmigkeit. Ein Ensemble ohne Tasteninstrument, das ausschließlich reine Intervalle intonieren will, läuft Gefahr, die ursprüngliche Stimmtonbasis zu verlieren. Das Ensemble schraubt sich insgesamt in die Höhe oder wird permanent tiefer. Abhilfe kann die Praxis schaffen, den Bass als Fundament des vertikalen Geschehens mitteltönig temperiert zu spielen, um eine absolute Stimmtonhöhe beizubehalten. Darauf bezogen intonieren alle höheren Instrumente rein. Entsprechend kann bei Tenorliedern die Tenorstimme auf pythagoräisch gestimmte Tonhöhen fixiert sein, allen anderen Stimmen spielen hierauf bezogen rein intoniert. Interessantes Hörbeispiele mit Computersound sind unter www.kilchb.de zu finden. Auf dem Portativ sind die Beispiele mit akustischen Klängen nachvollziehbar Einsatz des Portativs: Mit dem Modernen Portativ als Hilfsmittel im Ensemble können die beiden Stimmungsideale nachvollzogen werden. Blasinstrumentalisten und Sänger haben für ein quintenreines Intonieren (pythagoräische Stimmung) im Portativ zunächst Stütze und Anhaltspunkt und können bewusst den Unterschied zur gewohnten obertonreinen Intonation erfahren und erüben. Als Übungsliteratur bieten sich an: frühe Cantus firmus-Sätze oder Tenorlieder, entsprechend instrumentiert. Das Portativ wird in der Regel einstimmig eingesetzt und übernimmt bei dieser Übung die Hauptstimme (Cantus firmus). Bei der obertonreinen Stimmung hilft das Portativ bei der Intonation der Bassstimme, wenn es erforderlich sein sollte, dass der Bass mitteltönig gespielt wird. Trios zu zweit Ergänzend zum Einsatz des Portativs beim Ensemblespiel sind folgende Übungen als Hörschulung zur Verbesserung der Intonation im Ensemblespiel äußerst hilfreich: Trios zu zweit von Adrian Wehlte, erschienen bei EDITION FLOENO. |